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KI in der Filmproduktion – in welchen Bereichen nutzen wir sie schon?

Aktualisiert: 12. März


Die Integration von künstlicher Intelligenz eröffnet uns Filmschaffenden neue Möglichkeiten und kann uns den Arbeitsalltag erheblich erleichtern. Von der Vorproduktion bis zum finalen Schnitt kann die KI uns Unterstützung bieten, Lösungen liefern und kreative Prozesse beschleunigen. Die KI ist mittlerweile allgegenwärtig und hilft oft an Stellen, die wir nicht bewusst wahrnehmen.


 

Schauen wir also mal auf unseren alltäglichen kreativen Prozess in der Filmproduktion:



Die Vorproduktion – KI als unsichtbarer Mitarbeiter?

Jeder Film und jedes Video beginnen mit einer Idee und einem Drehbuch. Eine KI wie Chat GPT und andere können hier als Inspirationsquelle dienen, Storylines vorschlagen, Charakterprofile erstellen und über Schreibblockaden an schlechten Tagen hinweghelfen. Auch können Bild KIs bei der Erstellung eines Storyboards von Nutzen sein, indem sie die beschriebenen Gedanken visualisieren können.


Wir können die KI also wie einen unsichtbaren Mitarbeiter betrachten, dem wir sogar einen Namen geben können! So lassen sich einzelne Bots auf bestimmte Aufgaben konfigurieren und trainieren. Beispielsweise könnte ein Bot, wir nennen ihn Peter, darauf konfiguriert sein, komplexe Texte kompakt zusammenzufassen. Ein zweiter Bot, nennen wir ihn Emma hat die Aufgabe, schwierige Texte in kurzen Sätzen zu erklären. Wenn wir nun ein Drehbuch schreiben sollen, das komplexe wissenschaftliche Inhalte enthält, können wir zunächst Peter bitten, den Text zusammenzufassen und anschließend Emma das komplexe Thema in einfachen Worten zu erklären. Natürlich sollte trotzdem ein Faktencheck erfolgen, aber es spart dennoch erheblich Zeit.


Ist die Idee ausgereift und das Drehbuch vom Kunden genehmigt, folgt die Drehplanung. Hierfür braucht es ein Team aus Producer, Aufnahmeleitung, Kameramann und anderen. Auch hier erweist sich KI als äußerst praktisch, indem sie die Kalender aller Mitarbeitenden im Unternehmen abgleicht und auf einen Blick zeigt, wer für welchen Drehtermin verfügbar ist. Dieser hervorragende Terminplanungsassistent hilft uns nicht nur bei der Drehplanung, sondern auch bei der Organisation sämtlicher Meetings mit und ohne Kunden.


Auch das nervige Dispo schreiben kann der KI überlassen werden, indem man sie mit allen wichtigen Uhrzeiten, Daten, Adressen und Kontaktpersonen füttert. Das Schreiben bleibt uns zwar nicht erspart, aber es kann erheblich beschleunigt werden.


 

Der Dreh – Kann KI hier helfen?

Kommen wir nun zum eigentlichen Dreh. Wäre es nicht faszinierend, wenn wir einer KI lediglich sagen müssten, wie ein Video aussehen soll und im Handumdrehen gibt es fünf Versionen eines fertigen Videos?  - Tatsächlich gibt es heute noch keine verbreiteten Systeme, die dies in der beschriebenen Weise und Qualität schon leisten könnten. Ein richtiger Dreh mit echten Menschen ist also noch nicht ersetzbar.


Anders schaut es bei animierten Projekten aus. Hier können wir mit KI schon einiges erreichen, Charaktere nach einer bestimmten Beschreibung erstellen, Hintergründe konfigurieren und Stimmen in verschiedenste Sprachen übersetzen. Dabei benutzen wir Programme wie Runway, das Hintergründe entfernen, Lippen synchronisieren und auch aus Text Videos machen kann. In diesem Bereich gibt es viele Programme, die entweder auf sehr viel oder auf eine bestimmte Sache spezialisiert sein können.


Ein Beispiel für eine Spezialisierung ist das Tool Eleven Labs, welches vor allem auf den Bereich Audio und das Modifizieren bzw. Klonen von Stimmen fokussiert ist. Diese Technologie ermöglicht es Nutzern, vorgegebene Texte mittels zuvor aufgezeichneter Stimmprofile wiederzugeben und eine Idee zu bekommen, wie Bewegtbild und Audio im Endeffekt zusammenwirken. Für die finale Produktion hochwertiger Audioformate bleibt der Einsatz professioneller Sprecher aber weiterhin unerlässlich.


Mit KI erstelltes Bild von einem Filmset

 

Die Postproduktion – Ist KI der bessere Cutter?

Haben wir nun aber etwas gedreht und nicht animiert, muss das Material natürlich geschnitten und bearbeitet werden, wo nun auch wieder KI ins Spiel kommt. Künstliche Intelligenz ist in der Postproduktion längst etabliert und revolutioniert zahlreiche Arbeitsprozesse. Sie automatisiert Aufgaben, die früher zeitaufwendig und mühsam waren, und steigert so die Effizienz erheblich.


In unserem Arbeitsalltag nutzen wir beispielsweise das Schnittprogramm DaVinci Resolve, das bereits KI-Funktionen integriert hat. Diese übernehmen Aufgaben wie Transkription, Bildstabilisierung und Maskierung. Auch Adobe Premiere Pro setzt auf KI-Technologie, die wir besonders für die Rauschreduzierung einsetzen. Ein weiteres wertvolles Tool ist der BCC+ Witness Protection ML, welches unter anderem als Erweiterung der Schittsoftware Avid Media Composer benutzt werden kann, die die meisten aus dem TV-Schnitt kennen dürften. Mittels dieses KI-Tools können zum Beispiel Gesichter und Autokennzeichen automatisch verpixelt und benutzerdefinierte Filtervoreinstellungen gespeichert werden. Dies spart enorm Zeit und Nerven, da diese Aufgaben manuell oft mehrere Stunden in Anspruch nehmen würden.


Mit KI erstelltes Bild von einer Postproduktions Workstation

KI erweist sich auch bei der Bildbeschaffung als nützlich. Statt langwieriger Suchen auf Plattformen wie Shutterstock, wo das perfekte Bild nicht immer gefunden wird, ermöglicht KI-basierte Bildgenerierung die Erstellung maßgeschneiderter Bilder und die Möglichkeit, diese nach Absprache mit den Kunden zu verändern. Hierbei ist es wichtig, transparent mit den Kunden über den Ursprung des Materials zu kommunizieren, da die rechtlichen Rahmenbedingungen für KI-generiertes Material bis heute nicht eindeutig und sehr schwierig einzuschätzen sind.


Auch KI-Tools für Musikgenerierung haben in ihrer Entwicklung bereits beachtliche Fortschritte gemacht. Softwareprogramme wie Suno AI, Udio oder Mubert zeichnen sich durch ihre Benutzerfreundlichkeit aus und können mit minimalen Beschreibungen beeindruckende Musikstücke erzeugen. Sie können Musik mit und ohne Gesang produzieren und stellen damit eine attraktive Alternative zu herkömmlichen Audio-Stockfootage dar. Aber auch bei diesen Programmen gibt es rechtliche Bedenken. So wurden erst vor ein paar Wochen (Stand August 2024) die beiden Softwarefirmen Suno und Udio in einer Sammelklage großer amerikanischer Musikproduktionen beschuldigt, Urheberrechte verletzt und Musik der Labels benutzt zu haben, um ihre KI-Software zu trainieren. Beide Firmen bestreiten die Vorwürfe, lehnen aber die Offenlegung der ursprünglichen Trainingsdaten ab.


 

 Die Zukunft von Filmproduktionen – Stiehlt uns KI die Jobs?

Trotz der enormen Zeitersparnis und Effizienzsteigerung durch KI bleibt festzuhalten: Die Technologie ersetzt nicht das Fachwissen und die Erfahrung von Film- und Medienschaffenden. Vielmehr ergänzt sie deren Fähigkeiten und ermöglicht es ihnen, sich auf kreative und strategische Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren. Die optimale Nutzung von KI in der Redaktion, Produktion sowie Postproduktion erfordert nach wie vor fundiertes Fachwissen und idealerweise eine entsprechende Ausbildung.


Im Allgemeinen hat KI in der Medien- und Filmproduktion bereits beachtliche Fortschritte erzielt und wir in vielen Bereichen erfolgreich genutzt. Dennoch kann sie als einzelne Software derzeit nicht das gesamte Leistungsspektrum eines Film- oder Medienunternehmens abdecken. Es ist jedoch essenziell, dass wir die gegenwärtigen und zukünftigen Potenziale der KI nicht außer Acht lassen.


Während KI voraussichtlich keine vollständige Substitution menschlicher Arbeitskräfte darstellen wird, ist davon auszugehen, dass sie die Natur unserer Tätigkeiten maßgeblich beeinflussen und transformieren wird. Aus diesem Grund integrieren wir KI-Technologien proaktiv in unsere täglichen Abläufe und investieren in die kontinuierliche Weiterbildung unserer Mitarbeitenden in diesem Bereich.


Ein weiterer wichtigen Punkt, warum KI uns heute noch nicht ersetzen kann, ist die schon erwähnte ungewisse rechtliche Lage. Die Akzeptanz und Eignung von KI-generierten Inhalten variiert je nach Kundenanforderung und wurde in einigen Fällen sogar abgelehnt. Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklung umfassender rechtlicher Rahmenbedingungen und Richtlinien für den Einsatz und die Veröffentlichung von KI-generierten Inhalten noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Es bleibt abzuwarten, inwiefern diese Regulierungen den kreativen Prozess einschränken oder erweitern werden.


Welche Möglichkeiten uns KIs in der Zukunft bieten können und genauere Berichte zu einzelnen Tools werden wir mit euch in kommenden Beiträgen teilen, bleibt also gespannt!

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