Die KI-Revolution macht auch vor der Welt der Animation keinen Halt. Immer mehr Programme und Firmen bieten KI-Dienste für den Animationsbereich an. Doch welche Möglichkeiten bietet die KI bereits, und wo stoßen die KI-gestützten Lösungen noch an ihre Grenzen?
KI-Unterstützung in der 2D Animationen
Einen Bereich der Animation, in dem KI-Technologien bereits sehr zuverlässig eingesetzt werden können, ist die 2D-Animation. Hierfür haben wir und das Programm Vyond mal genauer angesehen:
Vyond ist seit 2008 auf dem Markt und ermöglicht Nutzern die Erstellung simpler Animationsvideos im klassischen 2D-Stil. Angemeldete Nutzer haben bei Vyond Zugriff auf eine große Auswahl an bereits vorbereiteten Vorlagen, Charakteren, Objekten, Effekten und weiteren Assets, die sich zu einem Animationsvideo zusammenfügen lassen. Der Gestaltungsprozess ist dabei recht intuitiv und vergleichsweise einfach. Nutzer können aus den verfügbaren Elementen auswählen und diese per Drag-and-Drop in ihre Szenen einbauen.
Besonders interessant ist jedoch die Möglichkeit, mithilfe eines integrierten KI-Programms schnell eine Handlung und einen Ablauf für das Animationsvideo zu generieren. Anhand einer Textvorlage schlägt die KI passende Charaktere, Objekte und Bewegungsabläufe vor, die der Nutzer dann lediglich verfeinern und anpassen muss.

Vyond deckt damit ein breites Spektrum ab - von Slideshows über Infografiken bis hin zu Tutorials und Erklärvideos. Die Nutzer müssen nicht selbst komplexe Animationen erstellen, sondern können auf die Vorlagen und KI-generierten Elemente zurückgreifen.
Allerdings zeigt sich auch, dass die KI-unterstützten Animationen in Vyond noch Einschränkungen unterliegen. So sind die generierten Bewegungsabläufe und Interaktionen zwischen den Charakteren teilweise recht statisch und wenig dynamisch. Auch kann es zu Synchronisationsproblemen zwischen Sprache und Animation kommen, wenn der Text von der KI erstellt wurde.
Trotz dieser Herausforderungen bietet Vyond einen guten Einstieg in die Welt der 2D-Animationen, vor allem für Nutzer ohne ausgeprägte technische Expertise. Die schrittweise Einbindung der KI erleichtert den Erstellungsprozess deutlich und ermöglicht auch Einsteigern die Realisierung ansprechender Videos.
KI erklärt und animiert
Einen weiteren Bereich der Animationen stellen die Erklärvideos dar.
Ein Beispiel hierfür ist die Plattform SimpelShow. Auch hier kommt eine Mischung aus vorgefertigten Grafiken und KI-gestützter Animation zum Einsatz. Nutzer müssen lediglich einen Text eingeben, und das Programm schlägt dann passende Elemente wie Icons, Charaktere und Bewegungsabläufe vor.
Der Gestaltungsprozess ist bei SimpelShow ebenfalls recht intuitiv und erfordert keine tiefgreifenden technischen Kenntnisse. Über eine Drag-and-Drop-Funktion lassen sich die Elemente zu einer stimmigen Gesamtanimation zusammenfügen.
Allerdings zeigt sich auch hier, dass die kreativen Möglichkeiten für Nutzer begrenzt sind. Die Vorlagen und vorgefertigten Komponenten lassen nur einen gewissen Spielraum zu, und individuelle Anpassungen oder aufwendigere Animationen sind nur eingeschränkt möglich.
Zudem weisen die KI-generierten Animationen bei SimpelShow teilweise Schwächen auf. So kann es vorkommen, dass die Synchronisation zwischen Sprache und Bewegung nicht ganz präzise ist oder die Dynamik der Bewegungen etwas hölzern wirkt.

Insgesamt zeigt sich also auch im Bereich der Erklärvideos, dass KI-Technologien zwar durchaus hilfreich sein können, aber die Erstellung hochwertiger Animationen noch vor großen Herausforderungen steht. Vor allem bei komplexeren Bewegungsabläufen, Interaktionen und Emotionsdarstellungen sind die KI-Systeme aktuell noch überfordert.
KI-Avatare - Chancen und Risiken einer neuen Technologie
Eine weitere faszinierende Entwicklung im Bereich der KI-Animation sind sogenannte KI-Avatare. Hierbei wird aus einem kurzen Videoclip einer realen Person ein digitaler Zwilling erstellt, der dann beliebig animiert und mit Sprache versehen werden kann.
Ein Beispiel hierfür ist die Plattform HeyGen: Dort können Nutzer nach dem Hochladen eines kurzen Videos von sich selbst einen KI-Avatar erstellen lassen. Dieser Avatar kann dann mit einem eigenen Text bespielt werden, den die KI in verschiedene Sprachen übersetzt und von einer synthetischen Stimme sprechen lässt. Wir haben das einmal selbst ausprobiert, das Ergebnis könnt ihr euch hier anschauen: HeyGen-der Test
Das Potenzial dieser Technologie ist enorm. KI-Avatare könnten beispielsweise dabei helfen, Sprachbarrieren zu überwinden, indem Inhalte in beliebige Sprachen übersetzt und von virtuellen Darstellern präsentiert werden. Auch für die Erstellung von Erklärvideos, Präsentationen oder Marketing-Clips wären solche KI-Avatare denkbar einsetzbar.
Gleichzeitig bringt diese Technologie jedoch auch erhebliche ethische Herausforderungen mit sich. Denn KI-Avatare können leicht missbraucht werden, um Personen Aussagen in den Mund zu legen, die sie nie getätigt haben. Zudem ist es für Außenstehende immer schwieriger zu unterscheiden, ob es sich um einen echten Menschen oder einen virtuellen Doppelgänger handelt.
Gerade im Bereich der Desinformation und Manipulation könnten KI-Avatare daher fatale Folgen haben. Wenn nicht mehr klar ist, ob eine Botschaft von einer realen Person oder einer KI stammt, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Fehlinformationen zu verbreiten und die öffentliche Meinungsbildung gezielt zu beeinflussen.
Auch der Persönlichkeitsschutz und die informationelle Selbstbestimmung der Betroffenen sind bei KI-Avataren massiv gefährdet. Sobald eine Person einmal zugestimmt hat, dass ihr Videomaterial für die Erstellung eines digitalen Doubles genutzt werden darf, verliert sie die Kontrolle darüber, wie dieses Double in Zukunft verwendet wird.
Aus diesen Gründen ist es dringend erforderlich, den Einsatz von KI-Avataren rechtlich und ethisch genau zu regulieren. Nur so kann das enorme Potenzial dieser Technologie verantwortungsvoll genutzt und gleichzeitig Missbrauch und Manipulation effektiv unterbunden werden.
Wie KI die Animationsbranche bewegt
Die KI-Revolution verändert die Animationsbranche grundlegend und eröffnet neue Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen. Im Segment der 2D-Animation ermöglichen Programme wie Vyond auch technisch weniger versierten Nutzern die Erstellung ansprechender Videos durch KI-gestützte Vorlagen und automatisch generierte Bewegungsabläufe. Ähnliches gilt für Erklärvideos, wo Plattformen wie SimpelShow den Produktionsprozess durch vorgefertigte Elemente und KI-Unterstützung vereinfachen.
Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung von KI-Avataren, die aus kurzen Videoaufnahmen digitale Zwillinge erstellen können. Diese Technologie bietet einerseits große Chancen für mehrsprachige Kommunikation und content-Erstellung, birgt aber auch erhebliche Risiken hinsichtlich Manipulation und Datenschutz.
Während die KI-gestützten Animationslösungen den Zugang zu professionell wirkenden Inhalten demokratisieren, zeigen sich noch deutliche Einschränkungen bei der Bewegungsdynamik und kreativen Gestaltungsfreiheit. Zudem wird eine strikte rechtliche und ethische Regulierung insbesondere im Bereich der KI-Avatare immer wichtiger.