Darum geht es:
TikTok wurde am 19 Januar 2025 für immerhin 12 Stunden in den USA gesperrt!
TikTok steht in den USA wegen nationaler Sicherheitsbedenken, Datenschutz-Fragen und geopolitischer Spannungen mit China unter Druck. Kritiker befürchten, dass die chinesische Regierung über TikToks Mutterkonzern ByteDance auf Nutzerdaten zugreifen oder die Plattform zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung nutzen könnte. Zudem gibt es Vorwürfe der Datenüberwachung und Desinformation. Wirtschaftliche Interessen und der Schutz heimischer Plattformen spielen ebenfalls eine Rolle. TikTok versucht, durch Maßnahmen wie die Speicherung von US-Daten auf lokalen Servern, diese Bedenken zu entschärfen. All diese Maßnahmen haben aber nicht geholfen, weshalb die Plattform vom Supreme Court am 19.01.2025 für immerhin 12 Stunden in den gesamten USA gebannt wurde. Nun wurde die Plattform wieder freigegeben, da der neue Präsident Donald Trump ByteDance eine Frist von weiteren 3 Monaten gegeben hat, um TikTok an ein amerikanisches Unternehmen zu verkaufen.
Sollte dies in dieser Frist nicht passieren und TikTok doch abgestellt werden stellt sich natürlich die Frage: Was machen die ehemaligen NutzerInnen und vor allem InfluencerInnen, die mit TikTok Geld verdient haben.
In der Historie von Social Media zeigt sich: Ist eine Plattform abgeschafft oder wird verboten, dauert es nicht lange, bis eine neue Plattform erscheint, zu welcher die Nutzer hinüberpilgern. So war es beispielsweise als die Plattform „Vine“ abgestellt wurde und die App „Musical.ly“ entstand, welche später wiederum zu TikTok wurde.
Was könnte also zur Alternative werden?
Eine Alternative ist die chinesische App „REDnote“ oder wie sie in China genannte wird „Xiaohongshu“. REDnote gehört im Übrigen auch zu ByteDance, weshalb es hier die gleichen Bedenken wie bei TikTok gibt, wodurch die App möglicherweise auch bald in den USA verboten werden könnte. Schon vor dem 12 Stunden Bann in der USA waren einige amerikanische NutzerInnen zur chinesischen App gewechselt.
Um uns selbst ein Bild zu machen, haben wir uns die App REDnote heruntergeladen und einen Account erstellt.
Das ist unsere Erfahrung:
Zuallererst war es gar nicht so einfach sich einen Account zu erstellen, da die App bis vor kurzen nur auf den chinesischen Markt ausgerichtet war und deshalb zu beginn komplett in Mandarin ist. Wir konnten uns aber mit einem Live-Übersetzer weiterhelfen und in den Settings die Sprache zu Englisch ändern. Trotz der Umstellung sind manche Funktionen ausschließlich in Mandarin verfügbar, aber das Unternehmen arbeitet anscheinend schon an Lösungen und eingebauten Übersetzungsmöglichkeiten.
Hat man diesen Schritt geschafft, erinnert REDnote auf jeden Fall an seine westlichen Konkurrenten TikTok und Instagram. Es gibt eine Video-Spalte zum Swipen und einen „Home“-Bereich, der Fotos und Videos im Pinterest-Stil anzeigt. Zudem bietet die Plattform Funktionen wie Direktanrufe und den Kauf oder Verkauf von Produkten. Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, Inhalte nach geografischer Nähe anzuzeigen – hierfür muss allerdings der Standort freigegeben werden.

im Durchstöbern der App fiel sofort das Hashtag #tiktokrefugees auf, unter welchem vor allem amerikanische NutzerInnen zu finden sind, die um Hilfe mit der App bitten und zahlreiche Videos von chinesischen NutzerInnen, die neuen NutzerInnen aus den USA willkommen heißen, die die App erklären und Mandarin in Englisch übersetzen. Interessant ist, dass viele von politischen oder sensiblen Beiträgen abraten, um einem Bann durch die Plattform zu entgehen. Der Austausch wirkt trotz der politischen Spannung beider Länder auf dem ersten Blick freundlich und respektvoll.
Viele chinesische NutzerInnen erklären vor allem die Umgangsweise und den „Slang“ der REDnote benutzt wird. Dazu gehört beispielsweise die Aufforderung zu den englischen Untertiteln auch chinesische zu benutzen, da es sich schließlich um eine chinesische Plattform handelt. Ein weiterer Interessanter Aspekt zum Thema „Slang“ ist, dass sich NutzerInnen in den Kommentaren als „Jie Mei“ (deutsch: Schwestern) bezeichnen, egal ob es sich um männlich, weiblich oder diverse Personen handelt.
UserInnen erklären in ihren Videos, dass dies der Fall sei, da die App zu Beginn auf Frauen ausgerichtet gewesen sei. Daher hättet sich der Content anfangs vor allem um Kleidung und Kosmetik gedreht, mit der Zeit hätten sie sich anderen, wichtigeren „Frauenthemen“ wie Gleichberechtigung, Frauen in Männerberufen und auch Menschen aus der LGBTQ+- Community zugewandt.
Tipps wenn ihr REDnote mal ausprobieren möchtet:
Wer REDnote ausprobieren möchte, sollte sich auf einige Unterschiede einstellen:
Übersetzungshilfe bereithalten: Viele Funktionen und Inhalte sind weiterhin nur auf Mandarin verfügbar.
Sprache und Umgangston anpassen: Auf der Plattform wird großer Wert auf Respekt und Freundlichkeit gelegt. Unangemessene Beiträge werden konsequent gemeldet.
Auf Englisch schreiben: Kommentare in Deutsch kommen oft nicht gut an – es wird uns häufig Unfreundlichkeit oder Rassismus vorgeworfen.
Unser Fazit:
Ob REDnote TikTok wirklich ersetzen kann, bleibt abzuwarten. Die App zeigt viel Potenzial, kämpft jedoch mit sprachlichen Barrieren und ähnlichen geopolitischen Herausforderungen wie TikTok. Dennoch bietet sie eine interessante Plattform für jene, die neue digitale Welten entdecken möchten – vorausgesetzt, sie bringen Geduld und Offenheit mit.